Samstag, 29. August 2015

Mein erster Tag in Südafrika

                                                   
                                                      Nach der Reise ist vor dem Erlebnis



Südafrika von oben
Wir schreiben den 14. August 2015. Einer der aufregendsten Tage meines bisherigen Lebens. Um 11:26 ging die Reise am Hauptbahnhof in Hannover los. Der Abschied von Familie und Freunden stand an :'( ..Über München und Johannesburg erreichten wir dann schließlich nach etwa 30 Stunden Reisezeit unser Ziel: Port Elizabeth in Südafrika. Ihren Spitznamen "the windy city" trägt sie übrigens nicht ohne Grund. Es stürmt hier wirklich mächtig. Den schönsten Sonnenaufgang, den ich je erlebt habe gab es auf der Reise gratis dazu (Bild). Am Flughafen wurden wir von unseren Ansprechpartnern Lars König (von Seiten des Landessportbundes Niedersachsen) und Brett Armstrong (Angestellter des ASC Göttingen in Südafrika) herzlichst empfangen. Wiedersehen macht Freude! Abends ging es dann zusammen mit Freiwilligen des letzten Jahres, die noch länger in Südafrika bleiben, in ein schönes Restaurant direkt am Meer Abendessen. Als ich einen Blick auf die Rechnung warf konnte ich es kaum glauben: Essen und Getränke für 13 Leute kostete sage und schreibe 800 Rand. Das sind umgerechnet etwa 50 Euro!!! Damit steht fest: Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein das wir im Lokal essen gehen.

Eine Woche in Port Elizabeth

Wow. Nun ist schon eine Woche vergangen. Die Zeit verging einerseits wie im Flug. Auf der anderen Seite habe ich so viele neue Eindrücke gewonnen, die erstmal verarbeitet werden wollen. Am Montag (17.08.) ging es zum ersten Mal ins Townchip, zu unseren Einsatzstellen und Projekten. Alle Schulen liegen nahe beieinander, im Townchip "New Brighton". Trotzdem sollte man nicht zu Fuß von einer Schule zur anderen gehen. Es ist einfach zu unsicher! Die Armut ist allgegenwärtig. Es wird auf der Straße gekocht. Ziegen, Hühner und vor allem Hunde laufen frei auf den Straßen herum. Diese Eindrücke geben mir Anlass, über einiges nachzudenken.

Selfie mit dem Besten
Der erste Arbeitstag - ein echtes Erlebnis
Sportplatz der Lamani School

An meiner Schule, der Lamani-Public-Primary-School (LPPS), wurden wir herzlichst in Empfang genommen. Alle Lehrerinnen wurden uns vorgestellt. Wenn ich von Lehrerinnen spreche, meine ich eigentlich südafrikanische Mamis. Lebensfroh. Laut. Gut gebaut. Einen Spitznamen habe ich auch gleich bekommen: "Pretty JuJu", benannt nach einem südafrikanischen Politiker (Julius Malema), der nicht unbedingt nur für positive Errungenschaften steht (kann man sich bei Wikipedia drüber informieren ;)) Der Schulleiter Mr. Dulonga (Kurz: Mr. D) ist ein super toller Typ mit viel Humor! Auch an den anderen Schulen sind sehr freundliche Lehrerinnen, die das Projekt alle sehr unterstützen. Eine Lehrerin dankte zum Beispiel Gott dafür, das jedes Jahr aufs neue Freiwillige den Sportunterricht in den Schulen fortführen können.

Ausrasten!!!
Dienstag begann dann unser erster richtiger Arbeitstag. Zusammen mit meiner Projektpartnerin Esther, die viel Fröhlichkeit ausstrahlt, begann ich meine erste Sportstunde. Unter den 9 Klassen, die jeweils bis zu 40 Kinder groß sein können, hatte die Grade 2 zuerst das Vergnügen. Das sind Kinder im Alter von 7 Jahren. Die können nur gebrochen englisch sprechen und sind nebenbei gesagt rotzfrech!! Es war wirklich eine Challenge für uns, nach der Stunde nicht unsere Koffer zu packen und wieder die Heimreise anzutreten :'DD .. Unsere ersten Gedanken waren: "Wie sollen wir dieses Jahr bloß überstehen?!" Im Endeffekt stellte sich heraus, das diese Klasse ein ganz besonderes Kaliber ist. Nur blöd, das wir nicht vorgewarnt wurden. Anschließend wurden dann auch noch unsere Pantomime Eigenschaften auf die Probe gestellt. Wir bekamen die Grade R, Kinder im Alter von 4 Jahren. Null Englischkenntnissen. Das klappte überraschenderweise ausgesprochen solide. So waren wir dann mit unserem ersten Arbeitstag im nachhinein sogar zufrieden.

                                                                                   P.E.-Vikings...

P.E. Vikings
Abends ging es zu den P.E.-Vikings: Dem amtierenden Südafrikanischen Meister im Handball. Die Trainingsbeteiligung glich jedoch eher einem deutschen Kreisklasse-Sauf-Verein. Ich zählte genau 9 Spieler. 6 Männer und 3 Frauen. Nun war es an uns, das Training zu gestalten. Eine völlig neue Erfahrung für mich. Ich kann nur eins sagen: Es hat richtig Bock gemacht! Das traurige war, dass es das letzte Training einem der Führungsspieler dieser Mannschaft war. Sein Name ist Mbomer. Er zieht nach Johannesburg, weil er dort einen neuen Job gefunden hat. Als Abschied hielt er eine wirklich sehr ergreifende Rede über die Entwicklung des Vereins, den er mitgegründet hatte. Esther und mir gab er ein Bild von sich und wir haben noch ein Mannschaftsfoto gemacht(Blid). Zwei seiner Trainingsjacken übergab er an seine Mitspieler. Diese stritten sich sofort darum. Auch hier kommt die etwas unscheinbare Armut wieder zum Vorschein.
Die kommenden Tage verbreitete sich dann aber das Gerücht, dass neue Freiwillige da seien. Die Trainingsbeteiligung stieg direkt um 300 Prozent an (27 Spieler für alle die mit Mathe nichts am Hut haben).

 Die Kinder..















Puh, nochmal Glück gehabt!!

Die folgenden Tage verliefen wirklich reibungslos. Mit Ausnahme einer wirklich furchtbaren Szene. Am Donnerstag Abend machten wir uns zu 5. auf zum Vikings-Training. Die Halle liegt in Mitten eines sehr armen Townchips. Eine Gegend, in der man bei Dunkelheit wirklich wirklich wirklich nicht gern sein möchte. Wir machten uns also mit unserem Golf 2 aus dem Baujahr 1992 (ohne Servolenkung oder sonstiges SchnickSchnack) auf den Weg. Es dämmerte. Es regnete. Es stürmte. Mitten im Townchip zeigte der blöde Golf dann plötzlich an, die Batterie sei leer und soff ab! Mein Herzschlag war auf 180 könnt ihr euch vorstellen. Zum Glück haben wir es durch Anschieben dann aber anbekommen. Das war echt ein Erlebnis, das man wohl nicht 2 Mal haben möchte. Wir gingen von einer einmaligen Panne aus, doch wurden eines Besseren belehrt. Direkt vor der Halle wollte das Auto einfach nicht mehr anspringen. Die Handballmannschaft kam uns zur Hilfe und wir konnten schließlich mit einer Stunde Verspätung das Training beginnen.