Donnerstag, 14. April 2016

Tiefer Einblick in die Kultur der Xhosa

Die Beschneidung (Ulwaluko) findet seine Wurzeln in den Anfängen der Xhosa-Kultur. Es ist das wichtigste Ritual. Sie markiert den Übergang vom Jungen zum Mann, von der Jugend zum Erwachsen werden.

Im Anschluss an die meist ohne Betäubung stattfindende Beschneidung werden die Jungen Erwachsenen (zw. 16 und 22 Jahren) für 4 bis 10 Wochen in ein von der Zivilisation abgeschnittenes Areal verbannt. Dort muss ihre Wunde heilen. Sie sind komplett auf sich allein gestellt und bauen sich ihr eigenes kleines Zelt. Von ihren jungen Geschwistern dürfen sie mit Ernährung und Trinkwasser versorgt werden. Jedoch gilt: Während der ersten Woche ist es nicht gestatten, Flüssigkeiten zu sich zu nehmen. Das kann bei der afrikanischen Sonne schon ganz schön hart sein.

Wir hatten die Ehre, einen guten Freund von uns im Busch (das abgeschnittene Areal) zu besuchen. Jedes einzelne Township hat einen nahe gelegenen Busch. In den städtlichen Regionen ist es üblich, ca. 4 Wochen im Busch  zu bleiben. Auf dem Land verbringen die Jugendlichen schon mal 3 Monate im Busch. Als wir also dort ankamen, sahen wir viele weiß angemahlte junge schwarze Leute mit einem Stock in der Hand. Wie wir erfuhren, dient die weiße Farbe zum Schutz gegen die Sonne sowie Schlangen und Skorpione. Begrüßt wurde nicht wie üblich mit Handschlag und Umarmung, denn wir durften unseren Freund nicht anfassen. Also reichte er uns das andere Ende seines Stocks als Willkommensgruß. Wir brachten ihm natürlich auch etwas mit. Es gab Chicken Wings und Cola. Darüber hat er sich wirklich sehr gefreut, auch wenn er die Cola doch erst einmal nur betrachten durfte. Denn nach der ersten Woche ohne Flüssigkeit darf man auch nur 5 minimale Schlucke (abgezählt nach Flaschendeckeln) zu sich nehmen. Oberste Regel ist es außerdem, dass man im Busch nicht über Frauen reden darf. Denn mit der noch sehr jungen Wunde kann auch nur die kleinste Erregung wohl ziemlich schmerzhaft sein.
Leider durften wir aus Respekt keine Fotos von Ihm und der Umgebung machen.

Es war schon ein sehr interrssantes Erlebnis, einen sonst so westlich orientierten Menschen in einer so altertümlichen und kulturellen Sache zu erleben. Normalerweise postet er nämlich 10 Bilder am Tag von seinem nackten Oberkörper. Er ist gebildet, studiert und spricht nahezu Oxford English. Da finde ich es schon etwas merkwürdig, diese völlig andere Seite kennen zu lernen. Denn bei den Xhosas ist es relativ egal, ob man gut gebildet oder ohne Abschluss, reich oder arm, westlich orientiert oder den alten Traditionen nachhängend ist.. In den Busch geht nahezu jeder, der auch nur ein bisschen seine Kultur zu schätzen weiß. Und so lebt dieser Brauch auch heute noch weiter, in einem zum Teil so westlich zivilisierten Land.

Wir leben Sport. Wir sind Handball.

Zielwerfen
Monster-Block
Nach ein paar sehr anstrengenden Wochen seit Neujahr kam es nun zum Höhepunkt. Die einmal im Jahr stattfindende Handball-Clinic stand an. Das ganze Wochenende sollte sich nur um den Handballsport drehen. Zu diesem Anlass brachten alle Freiwilligen, die in der Provinz Eastern-Cape stationiert sind jeweils 10 Kinder aus ihren Einsatzstellen mit. Von ländlichen Regionen wie Bulungula und Coffee Bay bis Großstädten wie East London oder Port Elizabeth hatten wir also alles dabei. Die einen wissen nicht, wie man eine Toilette bedient, während die anderen schon in ihrem jungen Alter amerikanischen "Gangsterrap" hören. Nach tagelanger Vorbereitung von Schlafgelegenheiten, Ablauf und Transport der Handball-Clinic ging es für uns Freiwillige nachts um 3 Uhr ans stundenlange Sandwich schmieren. Schließlich gab es über 200 leere Kindermägen zu stopfen. 

Ab 8 Uhr morgens ging es dann los mit Sport treiben. Der erste Part des Lehrgangs war ein Stationen-Zirkel. Wir hatten zusammen mit der lokalen Handball Mannschaft (Vikings), die wir betreuen, alles vorbereitet und die Spieler machten einen tollen Job. Neben Sprungwurf, Abwehrverhalten, Dribblings und Gegenstößen lernten die Kinder sich auch gegenseitig besser kennen. Ob arm oder ärmer, ob schwarz oder coloured, auf dem Spielfeld spielt das alles keine Rolle. Hier sind Aplle verbunden. Durch den Sport. 
Der Tag entpuppte sich als der heißeste Tag des Jahres bei Temperaturen von über 40 Grad im Schatten. Da ist es kein Wunder, dass die Erschöpfung schnell einsetzt. Zu unserem Glück wurde die Sprenkel Anlage des Feldes zwischendurch angeschmissen, sodass sich spontan die größte Wasserschlacht die ich je gesehen habe ereignete. 

Mit den neu erlernten Kenntnissen ging es dann für die Kinder in die im Township gelegene Turnhalle zum üben. Wir veranstalteten ein riesiges Turnier, bei dem es weniger das Ziel war, zu gewinnen, sondern eher jedem Kind ein wenig Spielpraxis zu ermöglichen. Zwar sah das noch nicht nach richtigem Handball aus, aber der Spaß stand ganz klar im Vordergrund. Die Vikings 
sorgten dabei für mächtig Stimmung. Mit etlichen Tänzen und Gesängen hielten sie alle bei super Laune.

Am Sonntag ging es am selben Ort weiter. Es stand ein Handballspiel zwischen den Vikings und uns Freiwilligen auf der Tagesordnung. Die Kinder durften sich nun einmal ein echtes Handballspiel anschauen. Natürlich wurden wir Freiwilligen lautstark von unseren Schülern bejubelt, sodass wir den 8. Mann ganz klar auf unserer Seite hatten. Dafür hatten die Vikings eine Startaufstellung, die mit etlichen Handball Nationalspielern Südafrikas gespickt war. Wir ließen uns davon aber nicht beirren. Im zweiten Durchgang dann haben sie uns dann aber doch ganz knapp mit ca 20 Toren Vorsprung geschlagen. Die Kinder durften nach langem sitzen und beobachten dann im Anschluss auch noch ein bisschen spielen. Zu diesem Zeitpunkt mussten die von außerhalb kommenden Kinder und Freiwilligen aber schon wieder ihren bis zu 10 Stunden langen Heimweg antreten. Spät nachmittags war die Veranstaltung dann endgültig vorbei und wir liefen mit unseren Schülern zurück zur Schule, einmal quer durchs Township.

Gesponsert wurde dieses sehr teure Wochenende von dem in Port Elizabeth stationierten Continental. Ohne diese Hilfe wäre ein solches Wochenende nie zustande gekommen. Denn ohne Geld geht es dann doch nicht. Zum Dank an die Vikings werden wir in naher Zukunft ein gemeinsames Grillen veranstalten. Sie haben uns wirklich eine Menge Arbeit erspart und super tolle Stimmung verbreitet.
Koordinationsübungen

Schweinchen in der Mitte

Dehnübung nach südafrikanischer Art



Andrang auf die Getränke